Mit wie vielen Messenger-Diensten arbeitest Du? WhatsApp? Telegram? Signal? Instagram-Messenger? Facebook-Messenger? …. Wie wunderbar ist diese asynchrone Form der Kommunikation. Jederzeit erreichbar sein, aber Lesen und Antworten, sobald genügend Zeit vorhanden ist. Prima! So dachte ich jedenfalls lange selbst und nutzte diese Services entsprechend. Hin und wieder gab es natürlich die üblichen Missverständnisse, die sich aber i.d.R. immer wieder schnell ausräumen ließen.
Kannst Du noch telefonieren?
Nachdenklich wurde ich jedoch als mir vor einiger Zeit ein Trainer-Kollege, der Telefon-Trainings durchführt, berichtete, dass er in seine Trainings insbesondere jüngeren Teilnehmern das Telefonieren erst einmal wieder beibringen musste. Im weiteren Gespräch ergab sich, dass Teilnehmer Ängste vor der direkten Kommunikation hatten, da sie mangelnde Handlungs- und Reaktionsgeschwindigkeit bei sich befürchteten. Dieses könnte dann zu unerwünschten Gesprächsergebnissen führen und deshalb meidet man dann lieber die direkte Kommunikation. Bei asynchroner Kommunikation ist genügend Zeit zum überlegen und antworten. Damit stellt sich aber die Frage wie das Fehlen der non-verbalen Signale kompensiert werden kann (Smileys sind da sicherlich nicht ausreichend)? Und wie man unter diesen Voraussetzungen echte Konflikte lösen möchte …
Ghosting ist kein reines Beziehungs-Phänomen mehr
Das Thema Ghosting kennt man bisher eher aus Beziehungsthemen. Beim Ghosting „verabschiedet“ sich einer der Partner aus der Beziehung und ist für den anderen nicht mehr erreichbar. Dieses erschwert für den verlassenen oder geghosteten Partner die Verarbeitung solch einer Trennung erheblich. Leider hält dieses Phänomen auch im Job Einzug. In meinem eigenen Unternehmen hatten wir auch zwei Fälle, in denen zwei Mitarbeiterinnen von einem Tag zum anderen plötzlich nicht mehr zur Arbeit gekommen sind. Eine gab sogar per WhatsApp vor, einen Autounfall gehabt zu haben, von dem aber weder die Polizei noch die Krankenkasse etwas wusste. Nach dieser WhatsApp-Nachricht brach der Kontakt ab. Im Vorwege waren keine internen Konflikte oder Unzufriedenheiten erkennbar, so dass dieses Verhalten dem Unternehmen aber auch den verbliebenden Kolleginnen sehr geschadet hat.
Fehlende Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation und Konfliktbewältigung
Warum verhält man sich so? Möglicherweise ist es die Scheu schwierige Gespräche zu führen und ggf. Konflikte auch 1:1 auf angemessene Art auszutragen. Asynchrone Kommunikation trägt nicht dazu bei, dass wir kommunikative Fähigkeiten und Konfliktlösungsmechanismen üben und beherrschen. Wir benötigen diese aber sehr dringend, wenn man sich den Veränderungsbedarf in unseren Unternehmen und unserer Gesellschaft anschaut. Daher hinterfrage Dich bitte selbst wie gut Du Deine eigenen Kommunikationsfähigkeiten einschätzt und mit welchen Konfliktlösungskompetenzen Du ausgestattet bist und nutze bei Bedarf geeignete Weiterbildungsmöglichkeiten dieser Art für Dich. Wenn Du Führungsverantwortung trägst, dann beobachte bitte genau wie diese Kompetenzen in Deinem Team ausgeprägt sind und sorge im Rahmen der Personalentwicklung für ein gutes Kompetenzniveau in diesem Bereich. Dein Leben als Führungskraft wird sich dadurch vereinfachen!