Zu meiner persönlichen „DNA“ gehören ganz sicher das Interesse an Innovationen und Begeisterung für technologische Entwicklungen. Versehen mit dieser „Grundausstattung“ hat 1995 mein erster Kontakt mit dem Internet große Faszination ausgelöst. Zu der damaligen Zeit war ich in einer Stabsstelle in einem großen Medienkonzern beschäftigt und durfte mir über Chancen und Risiken dieses neuen Mediums Gedanken machen und kurz darauf ein regionales, kommerzielles Internet-Angebot aufbauen und verantworten. Ein paar Jahre später führte mich der Weg zum damals weltgrößten Online-Dienst. Wir werteten bereits damals das Nutzer-Verhalten mit hohem manuellen Aufwand detailliert aus zur Steuerung der zu veröffentlichenden Inhalte. Ziel war es, die Nutzer möglichst lange im „Dienst“ zu halten und vermarktungsrelevante Umfelder zu schaffen. Wie haben sich nur diese „naiven“ Ansätze weiterentwickelt mit welchen Wirkungen auf unsere Gesellschaften?
Missbrauch von psychologischem und neurologischem Wissen
Die aktuellen Dienste verfügen alle über ausgefeilte automatisierte Algorithmen, die in Verbindung mit psychologischem und neurologischem Wissen genau wissen wie sie die Nutzer an ihren „wunden“ Punkten triggern können. Ist das „triggern“ erfolgreich, dann bekommen wir immer mehr vom Gleichen, damit wir immer mehr Bewusstseins-Zeit diesen Diensten zur Verfügung stellen, die dann entsprechend vermarktet wird. Ob das der größte Blödsinn, sinnlose Entertainment-Videos oder krude Verschwörungstheorien sind, ist den Anbietern völlig egal. Hauptsache der Bildschirm fesselt uns und gaukelt uns eine Realität vor, die uns bindet. Natürlich mit Auswirkungen auf unser Zeitmanagement sowie unseren Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten im Job.
Wir leben bereits in der Matrix
Mich erinnert das immer an eine Szene im Film „Matrix“, in dem die Menschen in wabenähnlichen Behältnissen von den „Maschinen“ gehalten werden, um überlebensnotwendige Energie für die Maschinen zu produzieren. Durch Einbindung in die Matrix, die eine fiktive Wirklichkeit vorgaukelt, erfolgt die Ruhigstellung. Unsere Einbindung in die Matrix erfolgt durch die diversen Bildschirme, die wir nutzen: Handy, Tablet, Computer, Tv. Und die Energie, die uns abgezapft wird, ist unsere Bewusstseins-Zeit, mit der Konzerne Geld verdienen. In der Konsequenz verschwenden wir mit diesen Diensten immer mehr Bewusstseins-Zeit, werden immer aggressiver im Umgang miteinander, verlieren die Bereitschaft uns gegenseitig verstehen zu wollen, werden depressiver und der grundsätzliche gesellschaftliche Zusammenhalt droht verloren zu gehen. Das kommerzielle Internet existiert nun seit ca. 30 Jahren. Dennoch haben wir leider Immer noch keine geeignete Medienkompetenz aufgebaut, um uns vor den Risiken zu schützen.
Was kann man tun?
In meinen ZeitMeister-Trainings lernen die Teilnehmer u.a. auch den Umgang mit Zeiträubern, zu denen u.a. die besagten Internet-Services gehören. Aber der entscheidende Punkt ist, dass wir ein Grundverständnis zu psychologischen und neurologischen Mechanismen erwerben, um uns selbst besser zu verstehen und so eine Basis für Verhaltensänderungen zu schaffen. Zu 95% sind wir jeden Tag im Automatikbetrieb unterwegs und wenn wir unvorteilhafte Verhaltensweisen nicht vom Unbewussten ins Bewusste holen und die Hintergründe dafür verstehen und bearbeiten, bleiben wir quasi als „Opfer“ im Automatikmodus. Daher ist es mir in meinen Trainings und Coachings immer besonders wichtig, dass wir auch diese Prozesse bearbeiten. Am Ende ist nichts per se schlecht. Es kommt immer auf einen gesunden Umgang damit an und dieser erfordert in erster Linie Bewusstsein.